Fast zwei Monate nach unserem Start nach Südfrankreich, raffe ich mich auf, einen Beitrag zu dieser Reise, die sehr traurig zu Ende geht, zu schreiben. Es ist nicht, wie sonst üblich bei mir, ein Beitrag pro erlebnisreichen Tag. Es sind mehr meine Tagebuchaufzeichnungen und Gedanken der letzten Wochen. Bis zum 30.6.2020 verläuft alles absolut normal.
Etwas ungeduldig warteten wir auf die Grenzöffnung nach Frankreich. Eigentlich hatten wir schon am 25. Mai einen Termin in Bormes. Doch daraus wurde nichts. Wir warteten bis zur offiziellen Grenzöffnung.
Am 17.6. morgens um 9.30 Uhr ging es dann los. Ab dem Kaiserstuhl fahren wir von einem Wolkenbruh in den nächsten und haben vor Mülheim noch einen langen Stau.
Der Grenzübertritt in die Schweiz verläuft problemlos. Auf deutscher Seite tanken wir nochmals und erstehen auch die Vignette für die Schweizer Autobahn.
In der Schweiz haben wir lediglich in der Region Basel und Bern mit dichterem Verkehr zu kämpfen. Dann wird es um Genf herum nochmals etwas voller.
Doch die Fahrt ist entspannt und um 16.30 Uhr erreichen wir wohlbehalten unser gebuchtes Hotel in Chambery und werden mit strahlendem Sonnenschein in diesem netten Städtchen begrüßt.
Der Stadtrundgang ist entspannt, Chambery gefällt uns gut und wir genießen den Nachmitttag und Abend.
Da es abends doch relativ schnell kühl wird und wir beim Essen draußen sitzen wollen, sind wir bereits um 21.00 Uhr wieder im Hotel und schauen noch etwas fern.
Dementsprechend früh werden wir am 18.6. wach. Zum Frühstück gibt es kein Buffet aber ein sehr liebevoll zusammengestelltes Plateau mit allerlei Leckereien. Wir werden satt und sind bereits um 8.15 Uhr wieder „on the road“ Richtung Süden.
Eigentlich sollte es über die Route Napoleon (N85) nach Gap gehen.
Leider verpassen wir in Grenoble die Abfahrt zur N85, sodass wir die andere Strecke nach Sisteron fahren. Wir machen unterwegs ein paar Fotostopps und erreichen 3 Stunden später Sisteron.
Wir parken am Ortseingang direkt unterhalb der Zidadelle, laufen durch den schönen provenzalischen, alten Ort hoch zur Zidadelle.
Hier bezahlen wir 6,80 Euro/pP Eintritt und erkunden eine gute Stunde die wirklich schöne Kulturstätte.
Wieder unten in der Stadt, gehen wir in einem Lokal, wo viele Einheimische essen, zum Mittagessen. Leider habe ich die Visitenkarte verlegt, sodass ich den Namen nicht weiter geben kann.
Nach dem Essen schlendern wir noch ein wenig durch die Altstadt und erreichen bald wieder unser Auto.
Es hat sich ein wenig zugezogen. Wir fahren auf die Autobahn 51 in Richtung Manosque. In Manosque fahren wir ab in Richtung Valensole auf der D6.
Nach wenigen Kilometern sichten wir die ersten Lavendelfelder und eine Destillerie an der nächsten.
Leider haben wir nicht so viel Zeit, die Gegend noch intensiver und länger bei einem Spaziergang zu erkunden. Aber wir kommen sicher noch einmal wieder. – So steht es in meinem Tagebuch. Es ist eine wunderschöne Gegend.
Nach 3 Fotostopps geht es wieder zurück auf die Autobahn A51. Wir fahren über Aix und Toulon nach Bormes. Laut Navi der schnellste Weg. Die Strecken durch das Massif des Maures entweder über Brignolles oder Maximin la Sainte Baume kann ich auch wärmstens empfehlen.
Da wir in Toulon gerade zur Rush Hour ankommen, haben wir etwas Stau. Dennoch erreichen wir unser Refugium in Bormes um 17.30 Uhr.
Die 2te Frau meines Vaters hat uns eine Quiche gebacken und im Kühlschrank befindet sich gekühlter Rosé vom Domaine de l’Anglade – einer unserer Lieblingsweine.
Wir kaufen uns noch schnell ein paar Sachen zum Frühstück ein und lassen den Abend auf unserer Terrasse ausklingen. Es war ein schöner Tag und wir freuen uns, hier sein zu können!
19.6.
Gegen 11.00 Uhr laufen wir zum Strand, gehen schwimmen im 18 Grad kalten Wasser und holen uns in den 2 Stunden den ersten leichten Sonnenbrand.
Nachmittags geht es zum Großeinkauf wir gießen den Garten und jäten ein bisschen Unkraut. Halt ein Rentnertag im Urlaub.
20.6.
Heute bleiben wir länger am Strand. Es ist immer noch angenehm leer. Aber die Strandlokale sitzen, auch heute am Samstag, voll mit Menschen.
Es bleibt abzuwarten, ob uns wann die zweite Welle Frankreich erreichen wird!???
Heute hat das Wasser nur 17 Grad!
Um 15.00 Uhr sind wir zurück, essen den restlichen Fisch von gestern Abend und jeder 6 große Scampies mit Salat. La vie est belle.
Danach sind wir nochmals im Garten aktiv. Es gibt immer etwas zu tun, wenn man Haus und Garten hat.
Den Abend genießen wir auf der Terrasse bei dem leckeren Rosé.
Um 21. Uhr scheint über dem Meer noch die Sonne!
Sonntag 21.6. – Vatertag in Frankreich und Corona scheint Geschichte
Heute war der erste Tag, an dem ich mich hinsichtlich Hygiene- und Abstandsregeln hier nicht wohl gefühlt habe.
Wir laufen gemütlich über den Chemin du littoral nach Saint Clair.
Eigentlich eine meiner Lieblingsbuchten hier in der Gegend.
Wir laufen dabei durch das Zentrum von Le Lavandou. Viele Leute sind beim Einkaufen und scheren sich nicht um irgendwelche Abstandsregeln. Lediglich auf dem Parkplatz vom Intermarché sehe ich zahlreiche Maskenträger. Denn es gibt keine Maskenpflicht mehr in Frankreich.
Auf dem Weg am Meer entlang achten die wenigen Leute, die uns begegnen auf Abstand – auch wenn in den meisten Fällen kein 1 m, geschweige denn 1,5 m Abstand möglich wäre.
Wir kommen in St. Clair an und mich trifft fast der Schlag – ob der vielen Leute am Strand. Dort legen wir uns nicht dazu – auch nicht in einen der Beachclubs auf eine Liege. Im Wasser geht es auch zu, als ob nichts wäre… wie im August.
Einerseits freue ich mich ja für die Strandlokalbesitzer und auch für die Franzosen allgemein. Aber von 0 auf 150 ist meines Erachtens zu viel des Guten. Wir überlegen kurz, ob wir noch weiterlaufen bis in die nächste Bucht La Fossette. Doch auch dort geht es, von dem, was wir sehen können, ebenfalls sehr turbulent zu.
Also schlägt Jürgen vor, wieder zurück zu laufen und an „unseren“ Strand beim Beau Rivage zu gehen. Dieser liegt ganz am Ende der Bucht von Le Lavandou – kurz vor dem Hafen von Bormes/La Faviere. Stehenden Fusses drehen wir also wieder um.
Auch auf dem Rückweg verhalten sich die Leute diszipliniert und rücksichtsvoll. Es begegnen uns übrigens nur Franzosen. Man hört weder am Strand noch im Supermarkt oder in der Stadt viele ausländische Laute.
Zurück am Hafen von Le Lavandou hat Jürgen Durst und wir trinken im Calypso einen Panaché. Es ist um die Mittagszeit und die Terrasse ist gut besucht.
Der Kellner trägt Maske – jedoch muss ich ihn darauf hinweisen, die Krümmel und Glasränder von unserem Tisch zu entfernen.
Noch nicht einmal am öffentlichen Hauptstrand von Le Lavandou ist es so voll, wie in St. Clair. Es gäbe sogar noch freie Sonnenschirme.
Wir laufen bis zum Beau Rivage. In allen Lokalen, an denen wir vorbei laufen geht der Punk ab. Die „serveurs“ haben alle Masken auf. Die Tische stehen aber dicht an dicht und die Liegen in den Beachclubs ebenfalls.
Wir kommen am Beau Rivage an und „unser“ Strrandplatz an der Mole ist leer. Jürgen belagert „seinen“ Felsen und ich breite meinen Pareo und mein Standlaken im Sand aus.
Heute ist das Wasser 21 Grad warm. Eine Wohltat ist das hier!
Auch im Restaurant Beau Rivage sind alle Terrassen besetzt und als wir um 15.15 Uhr Richtung Heimat aufbrechen auch alle Liegen.
Seit 15 Uhr füllt sich auch hier der Strand von Minute zu Minute – aber immer noch kein Vergleich zu Saint Clair am Vormittag.
Ich frage mich wieder, ob das wohl alles gut gehen wird!?
22.6.2020 – Cap Taillat
Durch Zufall entdecke ich gestern Abend im Internet die Wanderung vom Plage de L’Escalet zum Cap Taillat.
Nach dem Frühstück fahren wir über die Küstenstrasse in Richtung St. Tropez. Es lohnt sich hier immer wieder mal anzuhalten und die schönen Ausblicke zu genießen.
In Ramatuelle fährt man ab auf die D93 und die letzten KM sind etwas nervig (viele Kurven und sehr eng). Wir parken für 4,50 EUR und laufen über den Sentier du Littoral in ca. 1 Stunde bis zum Aufstieg zum Cap. Der Aufstieg dauert noch einmal ca. 30 Minuten aber ist lohnenswert.
Es gibt keinen Schatten, das erste Stück verlangt ein wenig Trittsicherheit und man muss zwischendurch auch ein wenig kraxeln. Festes Schuhwerk ist hier unabdingbar.
Auf dem Weg gibt es einige schöne Strände und Felsbuchten mit kristallklarem Wasser.
Ein Kiosk Boot fährt die Strände ab und verkauft Eis, kleine Snacks und Getränke. Wir hatten genügend Wasser dabei, was man auch haben sollte.
Als wir vom Cap herunter kommen gehe ich schwimmen, Jürgen schaut mir zu – dann treten wir den Rückweg an.
Zurück laufen wir das letzte Stück nicht wieder direkt an der Küste entlang, sondern durch ein Wohngebiet und landen wohlbehalten wieder am Plage de L’Escalet.
Dort trinken wir ein wohlverdientes Bier und essen eine Kleinigkeit bevor wir die Rückfahrt über Ramatuelle und die N98 nach Bormes antreten.
Das geht natürlich schneller, als an der Küste entlang. Der gute Bäcker in La Môle hat leider schon geschlossen. Wir erreichen um 16.45 Uhr unser Zuhause, chillen, duschen und lassen den Abend bei milden Temperaturen gemütlich ausklingen.
23.6.2020
Heute macht Jürgen während diesem Aufenthalt in Bormes, seine geliebte Wanderung durch das Massif des Maures. Er startet bei uns zu Hause, läuft hoch nach Bormes, zu Notre Dame de Constance, runter zur Piste des Crêtes und läuft dann nach ein paar KM von der Piste des Crêtes wieder runter zur Küste, an der Küstenstrasse entlang wieder zu uns nach Hause. Diese Wanderung hat er schon mindestens 30 x gemacht.
Heute startet er gegen 9.00 Uhr und kommt um 15.30 Uhr wieder zurück.
Ich werkele mich ab mit dem Heckennachschnitt und dem Kärchern der Terrasse.
Heute gehen wir nicht schwimmen.
26.6.2020
Heute sind wir schon seit einer Woche hier. Die Zeit rast regelrecht.
Ab Mittwoch haben wir die Woche etwas ruhiger angehen lassen. Wir waren 2x essen im Beau Rivage – einmal nur wir 2 und heute hat uns Hildegard eingeladen.
Ich habe angefangen den Abstellraum von meinem Vater zu entrümpeln. Jürgen hat einige Dinge auf den Müll runter gebracht. Ein paar Sachen konnte ich über Kleinanzeigen im Internet für kleines Geld versilbern.
Am Donnerstag ist Markttag in Le Lavandou. Wir waren recht früh dort. 90 % der Besucher hatten Masken auf. Hier verhalten sich die Franzosen also sehr diszipliniert.
Heute war es am Strand sehr angenehm, schöne Sonne und leichter Wind. Das Wasser ist immer noch frisch.
Samstag 27.6. – der vorerst letzte gemeinsame Spaziergang nach Bormes
Heute sind wir wir früh am Strand. Wir schwimmen ausgiebig. Dann geht leider die Sonne weg, sodass wir wieder nach oben fahren und etwas zu Mittag essen. Wir haben noch einen gegrillten Jambonno vom Markt.
Danach richten wir unseren Laubenschutz und befestigen ihn neu.
Ich schlage vor, nach Bormes hoch zu laufen, was Jürgen gerne mitmacht.
In der Zwischenzeit ist die Sonne wieder da, wir kommen ganz schön in’s Schwitzen, sodass das Bierchen oben umso besser schmeckt.
Sonntag, 28.6. – Wanderung von La Londe nach Estagnol und zurück
Und heute falle ich in doppelter Hinsicht auf die Nase!
Morgens kaufe ich zwar Jakobsmuscheln im Sonderangebot, doch das Angebot für den Champagner für 12 EUR stellt sich als Finte heraus. Für 2 Flaschen zahle ich über 60 EUR. Da hing wohl das Schild an der falschen Stelle! Soll heißen. Man muss doppelt aufpassen beim Einkaufen!
Da heute Sonntag ist, gehen wir wandern und zwar auf dem sentier du littoral von La Londe aus. Von dort aus kann man bis Cabasson bzw. bis zum Fort Bregancon laufen, immer am Meer entlang. Und man hat den Vorteil, dass man an kleine versteckte Buchten kommt, wo nicht viele Leute sind.
Wir parken nahe am Hafen auf einem schattigen Parkplatz unter Pinien und laufen dann Richtung Marina und Strand.
Es ist gegen 11.00 Uhr als wir los kommen.
Der Weg führt zunächst am Strand von Argentieres vorbei. Dort war bereits der Teufel los. Viele Familien und große Gruppen treffen sich zum Picknick.
Das Wasser sieht nicht so einladend aus, viele Algen und natürlich durch die vielen Menschen etwas trübe durch den aufgewirbelten Sand.
Was ich als viel schlimmer empfinde ist, dass man den Eindruck hat, dass die Franzosen ihr „deconfinement“ regelrecht feiern. Von Abstandsregeln oder „keine bises“ zur Begrüßung ist absolut nichts zu merken.
Am Ende des Strandes von Argentiere geht der sentier du littoral hoch auf die Klippen, ist recht gut zu begehen bis auf ein paar wenige etwas steilere und unbefestigte Passagen.
Es gibt viele kleine Buchten, wo man nur zu Fuss oder mit dem Boot hin kommt. An den Stränden, wo Parkplätze sind, tobt allerdings der Bär.
Sowohl in Pellegrin als auch in Estagnol sind die Strände übervoll, die Picknicktische alle besetzt. Die Menschen genießen ihre zurück gewonnene Freiheit.
Das Lokal in Estagnol, war so voll, dass es eine lange Schlange gab, um überhaupt hereingelassen zu werden. Für mich ein sehr abschreckendes Bild.
Wir kehren also um, gönnen uns einen kleinen Badestopp. Mit nur wenigen Menschen müssen wir hier den Strand teilen.
Kurz vor dem Strand von Leoube stolpere ich auf wirklich ebenen Terrain und lande der Länge nach auf der Nase. Das ist mir noch nie passiert. Die Nase blutet, die Oberlippe schwillt an und mein linkes Knie blutet.
Ich versorge meine Blessuren notdürftig mit einem Tempo und wasche sie an der nächsten Bucht etwas mit Meerwasser aus. In Pellegrin gibt es im Café Leoube zum Trost ein Gläschen Rose und eine Flasche Wasser. (14 Euro)
Danach geht es in ca. einer halben Stunde zurück zum Auto. Mittlerweile ist Wind aufgekommen und die Kyte Surfer kommen aus ihren Löchern.
Auf dem Rückweg nach Bormes kommt uns eine Blechlawine entgegen. Auto an Auto fährt im Schritt-Tempo zurück Richtung Toulon oder Marseille.
Das erinnert eigentlich an Zustände im August und nicht an Juni.
Wir haben auf jeden Fall die 17 km heute sehr genossen und sind zufrieden mit unserem Tag!
Abends gibt es noch die Jakobsmuscheln mit Reis und Salat. Das Leben ist schön!