Nach wie vor genieße ich das Frühjahr hier in Bormes in vollen Zügen. Spaziergänge, Sport, das erste Sonnenbad, die ersten Bikinis und Badeanzüge werden geshoppt.
Maria, meine 91 jährige Bekannte hält mich immer noch auf Trab. Das Altenheim in Tunesien wird ad acta gelegt. Ihre Kinder sind nicht einverstanden. Sie versucht im Altenheim besser Fuss zu fassen, doch das klappt auch nicht. Aber sie will dort weg und mietet ein Appartement in der Seniorale in Bormes les Pins. Am 1. April wird sie dort einziehen.
Gleich am 1. März genieße ich einen Nachmittag mit Veronique in Hyeres. 25 Minuten mit dem Auto und man kann ein wenig städtisches Flair genießen.




Ich knüpfe jede Menge neue Kontakte in der Region. Das hält mich gehörig auf Trab. Ich werde sehen, was daraus wird.
Am 10. März findet unser „Daube de Sanglier“ Treffen bei mir zu Hause statt. Die Zwillinge haben von ihrem Onkel, der Jäger ist, einen Wildschwein Schenkel in der Tiefkühltruhe. Den gilt es zu verarbeiten. Wir haben Spass zumal am 8. und 9.3. gerade mal wieder ein Regengebiet durchzieht.



Und ab dem 11.3. ändert sich mein Leben schlagartig.
Der Alptraum um das Verschwinden meines Mannes Jürgen nimmt ein Ende.
Nachmittags gegen 17.00 Uhr erhalte ich einen Anruf von der Gendarmerie in Bormes und man bittet mich, sofort vorstellig zu werden.
Ich setze mich ins Auto und fahre sofort los.
Der junge Beamte sagt mir, dass sie Knochenreste und ein Teil Deiner Papiere in den Hügeln von Cavalière gefunden haben.
Nach fast vier Jahren überkommt mich eine tiefe Trauer, doch auch gleichzeitig eine Erleichterung.
Der Beamte zeigt mir auf seinem Computerbildschirm den ungefähren Fundort. Ein Mitarbeiter der Saur und Forstwirtschaft hat Dich gefunden. Die starken Regenfälle der letzten Zeit haben Dich anscheinend den steilen Hang hinuntergespült.
Als ich zurück komme informiere ich Alexander und meine engsten Freunde. Carsten, mein Bruder, ist beruflich in Korea und kommt erst am Donnerstagabend zurück.
Ich schreibe Dir einen Brief, meine Gefühle und Gedanken aufzuschreiben, haben mir in solchen Situationen immer geholfen.
„Ich wusste ja schon lange, dass Du nicht mehr am Leben bist. Schlimm war jedoch, dass man von Dir bisher nichts gefunden hatte und ich nicht abschließend Abschied nehmen konnte.
Du warst einfach spurlos verschwunden und bist von Deiner Lieblingswanderung nicht zurück gekehrt. Nun bekräftigt sich meine Annahme, dass es ein Unfall war und Du im Massif des Maures ums Leben gekommen bist. Deine Papiere und Dein Handy wurden ebenfalls gefunden. Mehr weiß man nicht. „
Am Dienstag, den 12.3. gehe ich zum Beerdigungsinstitut und organisiere Deine Beisetzung.
„Du wirst im Crematorium in Cuers am 19.3.2024 Deine letzte Reise antreten.„
Alexander kommt mit dem Flieger, seine Freundin Jenny ebenfalls und Michael und Markus kommen mit ihren Eltern mit dem Auto alle am 18.3. in Bormes an, um Dich auf Deinem letzten Weg zu begleiten.
„Am 19.3. um 11.00 Uhr müssen wir alle zur Gendarmerie, wo Dein Sarg bestückt wird und wir Deine gefundenen persönlichen Sachen ausgehändigt bekommen.
Gegen 11.30 Uhr fahren wir hinter dem Leichenwagen her nach Cuers, wo wir um ca. 12.15 Uhr eintreffen.

Wir gehen gemeinsam zum Mittagessen. Alexander hatte einen Tisch reserviert.
Von 14.00 Uhr bis 14.30 Uhr haben wir in einem separaten Raum im Crematorium Gelegenheit, uns nochmals von Dir zu verabschieden.

Es ist ein sehr würdevoller und emotionaler Abschied mit Musik und Liedern von Deinen Lieblingsinterpreten begleitet. “
Danach fahren wir zurück nach Bormes und Le Lavandou und suchen Deinen Fundort, finden ihn aber nicht.
So machen wir eine Tour hoch zur Route des Crêtes und schauen uns die Hügel von Cavaliere von oben an.
Auch oben an der Route des Crêtes halten wir nochmals an und lassen von dort oben die gemeinsam verbrachten letzten 25 Jahre hier in Bormes nochmals Revue passieren. Michael und Markus können sich auch an vieles erinnern.
Dann halten wir nochmals in Bormes Village an und laufen hoch bis zum Schloss. Wie oft bist Du alleine und mit mir gemeinsam dort hoch gelaufen?

Den Abend verbringen wir bei mir. Wir köpfen eine Flasche Champagner und ein paar Gläser Bier.
Es geht los mit kleinen Amuse Bouche zum Apero, danach eine Gulaschsuppe und zum Abschluss etwas Käse und ein paar süße Leckereien.
Gegen 22.00 Uhr verabschieden wir uns von Michael und Markus und Monika und Axel.
Michael will nochmals drüber schlafen, ob er morgen bei Verstreuung deiner Asche dabei sein will.
Leider können wir erst ab Mittwoch um 10.00 Uhr die Urne in Cuers abholen.
20.3.2024 – Nun wird es endgültig!
Um 9.30 Uhr fahren Alexander, Jenny und ich wieder nach Cuers. Im Crematorium ist der Teufel los. So viele Menschen, die sich von ihren verstorbenen verabschieden.
Wir bekommen Deine Urne ausgehändigt. Alles sehr stilvoll…
Wir fahren zurück nach Bormes über den Col de Babaou …. eine sehr schöne Strecke.
Dann gehen wir gemeinsam zum Mittagessen am Hafen von La Faviere. Leider haben die Strandlokale Mittwochs nicht geöffnet, denn das Wetter ist schön.
Alexander und Jenny laufen zurück nach Hause und ich fahre mit dem Auto hoch.
Als Alexander kommt, brechen wir das Siegel der Urne, verpacken sie wieder und fahren hoch zur Route des Crêtes. Dort verstreue ich Deine Asche. Du hast eine schöne Aussicht!
Adieu, mein geliebter Ehemann, Vater und allerliebster Mensch!

So habe nun auch ich einen Ort, wo ich meinen Erinnerungen an unser gemeinsames Leben freien Lauf lassen kann!

Ab Freitagabend ist das Haus wieder leer. Alexander fliegt abends zurück und ich bringe ihn zum Flughafen.
Dann nimmt das Leben für mich wieder seinen Lauf…
Ich versuche weiter zu leben, wie die letzten 3,5 Jahre.
Ich lenke mich ab, treffe mich mit meinen Freunden und Bekannten. Heute am Ostersamstag helfe ich Maria bei ihrem Umzug in die seniorale. Es ist bewundernswert, wie diese Dame mit 91 Jahren, ihr Leben bewältigt.
Am Wochenende ist Blumencorso in le lavandou. ….
Ich werde berichten.
Frohe Ostern wünsche ich Euch allen.🍀🥀💐🐰🐣
Liebe Martina,
dein Bericht über deinen Mann,
hat mich sehr erschüttert
ich wünsche Dir alles Gute für deine Trauerarbeit, die du nun starten kannst.
Liebe Grüße
Günter
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Danke Günter 🥰
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