29.6. bis 19.7. – Der Horrortrip beginnt …

29.6. heute passiert etwas um Punkt 12.00 Uhr
Ich rauche meine letzte Zigarette und höre auf zu rauchen. Und ich fühle mich blendend. Selbst Jürgens Pfeiffenrauch stört mich nicht.
Wir gehen an den Strand. Es ist Mitral und dementsprechend kalt ist das Wasser. Wir gehen noch ein Bier im Beau Rivage trinken und bleiben bis 17.30 Uhr am Strand. Es ist herrlich.

30.6. Jürgen macht heute wieder seine Wanderung im Massif des Maures
Um 9.00 Uhr morgens bringe ich Jürgen zu seinem selbst gewählten Startpunkt seiner heutigen Wanderung nach Pramousquier. Er läuft heute in Gegenrichtung, um die Wanderung etwas abzukürzen und nicht die 5 km an der Küstenstrasse entlang laufen zu müssen.
Er ist gut drauf, gibt mir ein Küsschen, holt seinen Rucksack aus dem Kofferraum und läuft gut gelaunt los.
Ich fahre dann wieder zurück an den Strand von St. Clair, wo ich bis 12.45 Uhr bleibe.
Erst als ich nach Hause komme, stelle ich fest, dass er nicht seine Wanderschuhe angezogen hat.
Als ich am Strand in St. Clair bin, meldet sich mein alter Schulfreund Andy, der zu diesem Zeitpunkt in Antibes ist. Er entschließt sich, uns heute spontan zu besuchen.
Gegen 15 Uhr trudelt er ein. Ich zeige ihm das Appartement, wir trinken etwas. Eigentlich müsste Jürgen bald kommen. Deshalb lege ich ihm den Schlüssel in unser Versteck. Dann fahre ich mit Andy nochmals an den Strand.
Als ich gegen 18.00 Uhr vom Strand zurück komme, ist Jürgen noch nicht da.
Ich versuche ihn anzurufen, doch er nimmt nicht ab.
Ich fahre hoch nach Bormes bis zur Route des Crêtes. Nichts. Immer wieder versuche ich ihn anzurufen. Er antwortet nicht.
Gegen 20.30 Uhr fahre ich nochmals die Route des Crêtes ab und in La Fossette wieder runter zur Küste. Als ich unten ankomme, ist es bereits dunkel.
Ich rufe die Polizei an.
Gegen 23.00 Uhr kommen nochmals 3 Beamte checken nochmals die Telefon Nr. von meinem Mann, nehmen ein Bild mit und sagen mir, dass sie die Krankenhäuser anrufen und bestellen mich für den nächsten Morgen um 8.00 Uhr zur Gendarmerie.

Der Horrortrip beginnt!

Mittwoch 1.7.2020 – sie suchen!

Um 8.00 Uhr finde ich mich bei der Gendarmerie ein. Bis 9.30 Uhr wird ein ausführliches Protokoll angefertigt. Zwischendurch kommen immer wieder Beamte rein, um das Suchgebiet festzuzurren und die verschiedensten Suchtrupps zu aktivieren.
Das Handy hat sich um 10.46 Uhr an dem Masten, der zwischen La Fossette und Pramousquier steht, eingeloggt. Da Jürgen aber nur Telefondaten hatte, sind weitere Hinweise schwierig. Ausserdem ist teilweise in diesem Gebiet schlechte Netztabdeckung.
Gegen Mittag erhalte ich einen Anruf. Ich soll zu dem Parkplatz kommen, wo ich Jürgen am Dienstag rausgelassen habe. Plötzlich bin ich mir nicht mehr sicher. Die Beamten fahren mit mir 30 Minuten auf und ab hin und her. Und schließlich bin ich mir sicher.
Dann kommen Soldaten aus Brignolles mit Hunden. Sie benötigen aber keine Riechprobe. Sie besprechen anhand einer Karte das Suchgebiet, dass sie mit den Hunden bearbeiten wollen und schicken mich nach Hause. Nachmittags fliegt dann der Hubschrauber wieder.
Spätnachmittags kommt dann nochmals der Beamte vom Vorabend vorbei und erkundigt sich nach den Wohnverhältnissen. Wahrscheinlich eine Kontrolle, ob wir auch brav unsere Steuern bezahlen. Aber das tun wir.
Also bleibt der erste Suchtag ohne Erfolg.

Donnerstag 2.7. – sie suchen weiter!
Am Donnerstag bestellt mich die Gendarmerie nochmals zu dem Parkplatz, wo ich ihn rausgelassen habe. Sie erzählen mir, dass sie am Vortag bis 21.oo Uhr gesucht haben und das Gelände durchkämmt haben.
Am Freitag soll ein Spurenhund kommen. Sie würden morgens im Appartement vorbei kommen, um eine Riechprobe zu nehmen. Ich solle seine Sachen nicht waschen, noch anfassen.
Ich fahre dann heute über den Col du Canadel nach Bormes zurück.
Auch heute erhalte ich keinen erlösenden Anruf. Im Übrigen fühle ich mich sehr schlecht informiert von der Gendarmerie. Immer muss ich dort anrufen und fragen, ob es etwas Neues gibt. Dabei wird mir viel Argwohn und Unverständnis entgegengebracht. Es kommt mir vor, als wären ihnen meine Anrufe lästig!
Ich selbst mache auf Facebook einen Suchaufruf mit Bildern von Jürgen. Das wird sehr oft geteilt, natürlich von den Einheimischen und mir wird sehr viel Hilfe angeboten und vor allem Zuspruch gegeben. Das tut gut. Man informiert die örtlichen Wandervereine, die Jäger etc. Auch wird mir immer wieder geraten eine private Suchaktion mit Freiwilligen zu starten. Da ich aber nicht weiß, wo wir suchen sollen, überfordert mich das etwas!

Freitag 3.7. – sie suchen immer noch!
Gleich morgens um 8.00 ruft diePolizei an und sie kommen dann zu mehreren Beamten in die Wohnung. Da Jürgen ja seine Wanderschuhe nicht anhat, nehmen sie die Innensohle eines Wanderschuhs mit für den Hund. Ich wünsche ihnen viel Erfolg. Sonst bin ich wie gelähmt, einfach überfordert mit der Situation. Natürlich rechne ich schon heute mit dem Schlimmsten. Denn 4 Tage mit einem Liter Wasser und 2 Sandwiches reicht wohl kaum zum Überleben.
Nachmittags fliegt dann wieder der Heli. Ich gehe mit Hildegard zum Schwimmen an den Strand. Dort klingelt mein Handy und ein Polizist erklärt mir, dass sie ihn immer noch nicht gefunden hätten und dass sie nicht mehr weiter wüssten. Sie hätten alle Suchaktionen gemacht. Deshalb hätten die Chefs von Toulon angeordnet, dass ein Medium befragt werden soll. Ja – so ist es! Anscheinend arbeitet die Polizei in Frankreich mit Wahrsagern!
Für mich OK, man muss alles versuchen, ihn zu finden!
Der Beamte sagt, dass der Hund nichts gefunden hat, und dass eine Hundertschaft im Gelände sei. Der Heli fliegt bis 18.00 Uhr.
Es kommt kein Anruf!

Samstag 4.7. – Tag 5!
Heute Abend kommen mein Sohn Alexander und meine Freundin Uli, um mich hier zu unterstützen.
Uli hatte ehe geplant zu kommen und kommt nun unter anderen Vorzeichen.  Alexander möchte mich einfach unterstützen in dieser schweren Zeit.
Denn meine Stiefmutter Hilde fährt morgen nach Deutschland. Dann wäre ich hier alleine.
Es ist schön, wenn man Familie und Freunde hat, die einen unterstützen.
Gegen Mittag fahre ich nach Le Lavandou, laufe ein wenig über die Promenade und schaue bei der Gelegenheit auch in meiner Lieblingsboutique vorbei und erstehe ein nettes Kleid. Das tut einfach gut und hilft gegen den Frust. Ich stehe komplett neben mir, weiß nicht, was ich machen soll.
Um 12.30 Uhr treffe ich mich mit Hilde und ihrem Freund im Le Lodge zum Mittagessen. Wir speisen, wie immer hier, sehr gut und günstig.
Danach gehe ich eine Stunde an den Strand, bis dass es mir zu voll wird.
Als ich oben bin, kommen Hilde und Pierre vorbei und bringen mir eine Flasche Champagner. Wir unterhalten uns aber ich habe keine richtige Ruhe.
Ich rufe nochmals bei der Polizei an, man verspricht mir, dass ich bis 18.00 Uhr zurück gerufen werde.
Also fahre ich auf die Route des Crêtes. Ich halte immer wieder an und scanne das Gelände und suche nach dem roten T-Shirt bzw. dem orangenen Rucksack. In diesem Gelände ein schwieriges Unterfangen.
Jürgen wurde nun „sein“ bevorzugtes Wandergebiet zum Verhängnis. Ich bin wütend, traurig, voller Zweifel und Fragen, was nur passiert sein mag. Wie kann ein Mensch einfach so, vom Erdboden verschwinden?

Insgesamt bin ich über 2 Stunden unterwegs. Ich treffe einen Fotografen, der auch Bescheid weiß über Jürgens Verschwinden.

Zurück im Appartement, rufe ich noch einmal bei der Gendarmerie und der ermittelnde Beamte lässt sich sprechen. Er erzählt mir jedoch nichts. Er will sich mit mir treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Ich sage ihm, dass mein Sohn abends ankommt. ER verspricht mir, am Sonntag anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren. Ich soll mich auf jeden Fall zur Verfügung halten und Bormes nicht verlassen. Er gibt mir zu Verstehen, dass sie mich beschatten. Ich bin ausser mir!!! Nicht über die Tatsache, dass ich unter Verdacht stehe, sondern über die Art und Weise, wie dieser Polizist mit mir spricht – absolut respektlos!!

Um 22.30 Uhr fahre ich nach Toulon, um Alexander und Uli am Bahnhof abzuholen.
Zu Hause trinken wir noch eine Flasche Sekt und ich habe um 2.00 Uhr definitiv die richtige Bettschwere. Ich vertrage derzeit sowieso keinen Alkohol. Wen wundert es?  

Woche 2 nach seinem Verschwinden 5.7. bis 12.7.2020

Sonntag, 5.7. – wieder kein Anruf der Gendarmerie, obwohl versprochen!

Um 6.00 Uhr werde ich wach durch quietschende Reifen. Es hört sich an, wie ein privates Autorennen.
Also stehe ich auf, koche Kaffee. Um 7.30 Uhr gehe ich Croissants und Brot holen. Dort strahlt mir Jürgens Vermisstenanzeige an der Kasse entgegen.
Was ist nur passiert?

Diese Meldung wurde online über alle möglichen Kanäle stark verbreitet.

Wir frühstücken und gehen danach zum Schwimmen an den Strand.
Um 14.00 Uhr hatte ich bereits am Montag, den 29.6. als ich mit Jürgen nachmittags hier war, um ein Bierchen zu trinken, einen Tisch für 3 Personen reserviert – für uns 2 und Uli.
Nun sitzt Alexander hier mit am Tisch. Ich bin stolz auf meinen Sohn und sehr dankbar, dass er gekommen ist.

Da sich bis 15.30 Uhr wieder niemand gemeldet hat von der Polizei, rufe ich nochmals an. Der diensthabende Beamte am Telefon muss erstmal nachforschen, wer eigentlich das Dossier führt und verspricht mich, zurückzurufen.

Ich fahre mit  Alexander zu dem Parkplatz nach Pramousquier, wo ich Jürgen am Dienstag rausgelassen hatte. Dort erreicht uns, ein Anruf vom Kommandanten der Gendarmerie, der sich für Adj. G. meldet und mir sagt, dass er sich erst am Montag bei mir melden würde. Wenigstens weiß ich jetzt den Namen des Beamten, der mein Ansprechpartner ist.

Montag – wir führen ein unbefriedigendes Gespräch

Zunächst warten wir mal wieder. Als ich bei der Gendarmerie anrufe, wird mir gesagt, dass Adj. G. erst am 16.00 Uhr zum Dienst kommt. Tatsächlich meldet er sich um kurz nach 16.00 Uhr und wir vereinbaren für 18.00 Uhr einen Termin.

Wir nehmen Kontakt zur Botschaft in Marseille auf. Diese reagiert relativ schnell und ruft uns an.
Er sagt uns, dass die franz. Polizei alles unternehmen würde, um meinen Mann zu finden. Er habe mit der Gendarmerie telefoniert. Es sei allerdings auch nur eine kleine Dienststelle, deshalb sei wohl der Kontakt zu den Angehörigen nicht so intensiv, da sie personell unterbesetzt seien. Die Saison habe außerdem jetzt angefangen. Ich frage den Mitarbeiter der Botschaft auch, ob sie mich hier festhalten dürfen, was verneint wird. Ausserdem weist er mich darauf hin, dass ich meinen Mann in Deutschland an meinem Wohnort, ebenfalls als vermisst melden muss.

Um 18.00 Uhr  kreuzt das Dreiergespann hier am Haus auf. Er erzählt uns nicht viel, nur dass die Hunde keine klaren Spuren gefunden haben und dass sich seine Spuren oberhalb von Cavaliere verlieren würden.
Sie können uns keine Karte geben, wo sie überall genau gesucht haben, da dies Bestandteil der Ermittlungen sei. Es würde auch aktuell nicht mehr aktiv gesucht, bis dass er neue Hinweise erhalten würden. Sie hätten für den Moment alles getan, um ihn zu finden.

Auf die Frage hin, was wir tun können, um ihn zu suchen, wird uns  empfohlen etappenweise die Route des Crêtes abzulaufen und dort links und rechts der Strasse zu suchen.
Da die Hunde aber an der Route des Crêtes seine Spur nicht aufgenommen haben, halte ich das nicht für sinnvoll.

Adj. G. war auch nicht informiert über die Sache mit dem Medium und hat es als unnütz abgetan.
Auch einen Aufruf in der Zeitung findet er nicht zielführend.
Am Dienstag entdecke ich dann eine Meldung mit Jürgens Suchanzeige im Var Matin. Also hier weiß definitiv die Linke nicht, was die Rechte tut.

Dienstag – seit einer Woche spurlos verschwunden!
Für mich und Uli gibt es einen Strandtag in Pellegrin und dem Café Leoube (Ich muss mich ablenken und auf andere Gedanken kommen!) und Alexander und seine Freundin Sarah (die gestern ebenfalls aus Deutschland  angereist ist) machen oben auf der Terrasse Homeoffice in Südfrankreich. Manchmal hat Corona auch Vorteile.

Mittwoch – Vervielfältigung der Suchmeldung

Mittwochs ist Marktag in Bormes. Uli möchte eine paar Dinge für ihre Familie einkaufen.
Nirgends sehen wir Jürgens Suchmeldung ausgehängt. Auch nicht im Tourismusbüro. Dort komme ich jedoch mit einem Wanderführer ins Gespräch, der mir ganz genau erklärt, wo wir in Cavalière laufen sollen.
Wieder zu Hause erzähle ich Alexander davon. Er lädt die Gesuchsanzeige aus dem Netzt herunter und wir probieren diese auszudrucken. Der Drucker funktioniert jedoch nicht. Also lasse ich davon einen Fotoabzug machen und anschließend 20 Kopien. Auch rufe ich Adj. G. an. Dieser verspricht mir ebenfalls Flyer auszudrucken. Die Gendarmerie ist / war nicht auf die Idee gekommen, die Suchanzeige an den Startpunkten der Wanderwege auszuhängen. Sowas macht mich wütend.
Spätnachmittags gehen wir alle an den Strand und versuchen die Abendstunden etwas zu genießen. Es geht momentan einzig und allein um Ablenkung von dieser furchtbaren Situation

Donnerstag 9.7. – heute ist Tag 10!
Wir stehen um 5.00 Uhr auf,  da Uli heute wieder abreist. Sie hat mich ein paar Tage abgelenkt von meinem Kummer. Auch wenn ich mir für den Besuch hier für uns alle mehr Normalität gewünscht hätte.

Um 7.30 Uhr bin ich schon wieder zurück aus Toulon, mache im Apartement klar Schiff und fahre dann zur Gendarmerie, um die Suchflyer abzuholen.

Nachmittags wollen wir die Wanderwege oberhalb Cavaliere erkunden und dort an den Startpunkten Flyer aushängen und auslegen.

Ich suche mir auf Maps die GPS Daten heraus und wir fahren 9 verschiedene Orte an, laufen dort und hängen die Suchmeldungen aus. Wir sind 6,5 Stunden unterwegs.
Das Gebiet über Cavalière ist sehr unübersichtlich und wenn Jürgen nicht auf den Hauptpisten geblieben ist, wird er vielleicht nie gefunden.

Freitag 10.7. – auf Anwaltsuche doch ohne Erfolg

Morgens mache ich Adj. G. eine Mail und berichte über unsere Aktivitäten gestern. Ich bekomme wieder einmal keine Antwort auf meine gestellten Fragen. Diese werden einfach ignoriert.

Sophie vom Beau Rivage empfiehlt mir einen Anwalt. Der kann jedoch den Fall nicht übernehmen, da er drei Wochen in Urlaub geht. Auch ein anderer Kontakt hat offensichtlich kein Interesse an einem Mandat…
Es scheint, als wären alle gegen mich.

Nachmittags wandern wir nach Notre Dame de Constance oberhalb von Bormes. Leider ist die Kapelle zu. Das war immer die erste Station für Jürgen, wenn er die Tour von uns zu Hause aus lief.
Dieses Mal sollte es das Ende sein. Doch dort ist er nicht angekommen. Er ist verschollen im Massif des Maures.

Samstag, 11.7. – normalerweise wären wir heute wieder in Richtung Schweiz gefahren
Denn ab 13.7. hatten wir eine Wohnung in Grindelwald reserviert. Wir wollten dort noch 5 Tage zum Wandern mit unseren Freunden, die mit uns auf Kuba waren. Ich wollte nochmals in der Haute Provence Station machen und in der Gegend von Annecy. Ja, so war der Plan. Jetzt ist Jürgen verschwunden!

Sonntag 12.7. – Alexander sucht seinen Vater im Massif des Maures
Am Samstag wird die Wanderung minutiös vorbereitet. Am Sonntag gibt es ein schnelles Frühstück. Ich richte den beiden Sandwiches, Obst und Wasser. Alexander packt noch ein paar Flyer ein.
Um 7.45 Uhr sind wir on the road nach Cavalière. Heute ist es dunstig und es ziehen Wolken über die Berge zur Küste. Hoffentlich gibt es nicht noch ein Gewitter.
An der Rue des ècoles, wo ich die beiden rauslasse, kommt uns eine Schweizerin entgegen. Wir kommen in’s Gespräch und ich frage sie, ob sie heute schon wandern war, was sie bejat. Ich erzähle ihr, dass mein Mann in diesem Gebiet seit 30.6. vermisst wird. Sie wohne zeitweise bei ihrem Partner in Cavalière oberhalb des Campingplatzes. Sie verspricht mir, dort auch Flyer auszuhängen und in Zukunft die Augen aufzuhalten, denn um ihr Haus herum gäbe es zahlreiche Wanderwege.
Die 2 marschieren los. Ich habe beide Handynummern und sie versprechen mir, sich zwischendurch mal zu melden. Die Wanderrung dauert ca. 3,5 bis Stunden.

Ich fahre zurück, gehe noch für das Mittagessen etwas einkaufen.
Gegen 10.00 Uhr frage ich Alexander, ob alles i.O. sei. Ich erhalte eine Sprachnachricht, dass sie oben seien und ungefähr die Hälfte hätten.
Um kurz vor 12.00 Uhr ruft er an und wir verabreden uns in ca. 20 Minuten am Kreisel in Cavalière. Da ich in Le Lavandou an den 2 Ampeln Stau hatte, kommen wir zeitgleich am Kreisel an.
Alexander ist voller Adrenalin und erzählt auf der Rückfahrt, was er alles gesehen hat.
Sie haben z.B. den Esel und die spielenden Kinder gesehen, von denen Jürgen mir auch immer wieder erzählt hat. Diese Information hatte ich der Polizei auch gegeben. Antwort von der Polizei: „An der Route des Crêtes gibt es viele Esel und Spielplätze und Kinderheime“.   Welch eine Ignoranz!!
Dann treffen sie auf einen Kopf, der zwischen Felsen klemmt (sehr skurill). Das sieht er mit dem Fernglas. Er läuft dort hin und trifft auf einen Plastikkopf der zwischen 2 Felsen klemmt. Sie erzählen weiterhin von einem dichten Wegenetz südlich und nördlich der Piste des Crêtes, die ebenfalls  alle nach Bormes führen. Felsspalten, von denen uns die Leute hier erzählt haben, haben sie jedoch nicht gesehen.
Ich verstehe nicht, warum die Polizei uns nicht genauer sagt, wo wir suchen sollen.
Auf meine Mail an Adj. G. über die Wanderung von Alex und Sarah erhalte ich auch wieder keine Antwort.
Abends telefoniere ich lange mit meinem Bruder und mit Freunden.

Montag, 13.7. –  
Heute passiert nicht viel. Alexander bringt morgens Sarah zum Bahnhof und macht dann Homeoffice. Ich arbeite ein wenig im Garten, spreche mit den Nachbarn und vertrödele die Zeit.
Nachmittags ruft Adj. G. an und erzählt mir, dass mein Bruder ihn angerufen habe. Ausserdem bedankt er sich für unsere Mithilfe beim Flyer aushängen und wandern. Ich frage ihn wieder, wo wir noch auf den kleinen Wegen suchen sollen. Er schickt mich in das Gebiet oberhalb des Smash Clubs. Das war das erste und einzige Telefonat, was einigermassen korrekt war. Vielleicht hat das der Anruf meines Bruders bewirkt? Keine Ahnung! Im Übrigen verspricht er mir, mich am Donnerstag wieder anzurufen. Mein Bruder hat nun auch Mailkontakt mit Adj. G. Er sendet ihm eine nichtsagende Mail, wobei im PS zwei Telefon Nummern von Hellsehern stehen.
Natürlich erfolgt das nicht, welche Überraschung.

Dienstag 14.7. – Nationalfeiertag und Jürgen ist seit 2 Wochen verschwunden – ich wandere am Smash Club und suche meinen Mann

Ich wandere also heute 3 Stunden oberhalb des Smash Clubs in Cavalière. Das Wegenetzt ist unübersichtlich und schwierig zu begehen. Trotz maps habe ich mich etwas verlaufen. Die kleinen Wege sind auch ziemlich zugewachsen. Und hier kann man auch stürzen bzw. abrutschen. Aber dann verschwindet man trotzdem nicht von der Bildfläche und wird nicht mehr gefunden.
Ich treffe eine sehr nette Dame aus Lyon und laufe ein Stück mit ihr gemeinsam.

Mittwoch, 15.7. ich wandere am Hubac Bleu und suche meinen Mann
Heute morgen laufe ich 2,5 Stunden oberhalb des Campings Hubac Bleu. Dort verteile ich noch einige Such Flyer von Jürgen. Auch hier gibt es kleine Seitenwege, die ziemlich zugebuscht sind. Man findet aber immer wieder leicht auf den Hauptweg.
Es belastet mich sehr, dass ich gar keine Info von der Polizei erhalte, wo man sinnvoll suchen soll. Ich komme mir machtlos vor.

Donnerstag 16.7. – ich kontaktiere die Hellseher aus der Mail von Adj. G
Ich rufe die 2 Hellseher an an. Die  CH Nummer  ist nicht mehr aktiv. Aber den Franzosen erreiche ich.
Der Mann erzählt mir , dass er viel für die Polizei arbeitet und betont, dass seine Recherche kostenlos ist. Das ist für mich momentan nebensächlich. Er würde versuchen meinen Mann zu finden obwohl es eigentlich zu spät sei, weil er länger als 8 Tage verschwunden sei. Ich gebe ihm auch die Tel Nr von Adj. G. ER notiert sich meine e-mail und sagt er würde mir schreiben. Nach ca. 2 Stunden erhalte ich ein E-mail, die ich natürlich ausführlich beantworte.
Spätnachmittags gehe ich mit Alexander an den Strand und spreche dort auch mit 2 einheimischen Frauen. Die eine rät mir, nochmals zur Kapelle hoch zu laufen und dort zu beten.
Alex geht heute angeln und fängt 4 kleine Fische, die wir zum Abendessen braten. Ich gehe in der Zeit in’s Beau Rivage und nehme dort einen Drink. Es könnte alles so schön sein, wenn Jürgen dabei sein könnte.   

Freitag 17.7. – ich flippe aus!
Ich bin um 5.00 Uhr wach. Nach dem Frühstück fahre ich hoch nach Bormes und pilgere zur Kapelle. Heute ist sie geöffnet. Ich zünde eine Kerze an, weine eine Weile… Die Kirchendienerin spricht mich an und ich erzähle ihr die Geschichte. Sie verspricht, auch zu beten und den Suchflyer von Jürgen an der Tür aufzuhängen.
Danach laufe ich noch ein wenig in’s Gelände, scanne mit dem Fernglas die  Gegend ab.
Ich laufe wieder zum Auto und fahre auf die Route des Crêtes, wo ich auch nochmals an jedem Haltepunkt mit dem Fernglas Ausschau halte.
Kurz vor dem Abzweig zum Chemin de Curet, ruft Alexander an. Der Hellseher hat probiert mich am Festnetz zu erreichen.
Ich habe zu wenig Netz, um ihn zurück zu rufen. Eigentlich wollte ich eingehender das Gelände neben dem Chemin de Curet untersuchen. Dazu kommt es jedoch nicht mehr. Von einer Ausweichstelle rufe ich den Hellseher zurück. Es ist bereits kurz vor 12.00 und er erzählt mir, dass er ein langes Gespräch mit Adj. G. hatte und dass er in der Sache mit der Polizei kooperieren würde.
Er rechnet mit ersten Ergebnissen bereits am Sonntag, spätestens Montags.
So schöpfe ich natürlich neue Hoffnung und überlege schon die für Sonntag geplante Rückreise nach Deutschland zu verschieben.
Doch um 17.30 Uhr ist alles wieder anders. So ein unverschämtes, respektloses Telefonat mit Adj G. hatte ich bisher noch nie. Ich flippe aus, schreie ihn an. Er bleibt ganz ruhig und lässt alles über sich ergehen. Aber man braucht sich ja nicht alles gefallen zu lassen.
Abends entscheiden wir dann doch, am Sonntag zu fahren.

18.7. – heute wären wir Jürgen und ich eingentlich von Grindelwald nach Hause gefahren
Ich schlafe heute bis kurz nach 7.00 Uhr. Alexander kommt um kurz nach 8.00 Uhr runter und macht uns erstmal Rührei mit Schinken.
Dann gehen wir noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen und tanken.

Und wir gehen an den Strand, schwimmen, essen im Beau Rivage nochmal zu Mittag verabschieden uns bis auf Weiteres. Alle hoffen mit uns, dass man Jürgen bald findet. Niemand versteht diese Geschichte.
Auf dem Rückweg zum Haus wird das Auto noch ausgesaugt und gewaschen. Dann macht Alexander in der oberen Wohnung „klar Schiff“ ich in der unteren.

19.7. Die Rückfahrt verläuft entspannt
In 9 Stunden 15 Minuten sind wir zu Hause. Ich bin gespannt, wie ich hier in Deutschland mit der Situation klar kommen werde.

Stay tuned

8 Kommentare zu „29.6. bis 19.7. – Der Horrortrip beginnt …

  1. Hallo,
    Ich bin Eva und wohne in Nizza.
    Ich habe einen kleinenTierschutzverein und kenne daher viele Leute in der ganzen Region Paca ..
    Es ist sicher möglich 2 massive Suchtage mit Volontären zu organisieren.. wir organisieren das normalerweise für verlorene Tiere.
    Ich lasse Ihnen peine Nummer falls ich helena kann.
    0660644220
    Eva

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    1. Hallo Eva, ich werde ev. auf Sie zukommen. Vielen Dank für das Angebot. Problem ist, dass die Gendarmerie uns nicht sagt, wo die Hunde Spuren gefunden haben. Das Gebiet ist so groß. Danke nochmals
      Martina

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  2. Liebe Martina,
    Ich folge deinem Blog ja schon eine ganze Weile, doch was ich heute gelesen habe hat mich doch schwer erschüttert. Auch wenn wir uns persönlich nicht kennen wünsche ich Dir ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit. Meine Gedanken sind bei dir und Jürgen.

    Ganz liebe Grüße
    Dirk von Five-Birds Photography

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  3. Letzter Tagebuch-Eintrag vom 10.07.2020. Heute ist der 15.08. Hat sich in der Zwischenzeit denn nichts getan? Irgendwie merkwürdig. Auch, dass Ihr immer wieder an den Strand zum Schwimmen gegangen seid, kann ich nicht wirklich verstehen. Handelt es sich jetzt einfach nur um eine dramatisierte Erzählung?
    Ich wünsche Dir alles Gute und dass sich alles schon in der Zwischenzeit positiv gelöst hat!
    LG
    Ulrike

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